Neue Wege mit Modern Dance

An und für sich war es nur eine Frage der Zeit, bis der Tanz auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagierte. Klassisches Ballett, verbunden mit klassischer Musik, stand zwar nach wie vor für die Hochkultur des Tanzes. Doch die Musik änderte sich mit der Massengesellschaft, ihrer Technisierung und Technologisierung. Aus dieser Zeit rührt die Entstehung einer Gegenbewegung zum klassischen Ballett. Sie hatte ihren Ursprung in den USA und nannte sich Modern Dance, da sie sich anders mit den Ausdrucksformen des Tanzes befasste als das klassische Ballett.

Die Bedeutung des körperlichen Ausdrucks

Modern Dance war Bühnentanz, der sich aus einem neuen Selbstverständnis ergab. Einflüsse von beispielsweise Vaudeville, Stummfilm, Pantomime beeinflussten ihn. Der Schwerpunkt des Modern Dance lag nicht auf technischer Brillanz, sondern auf körperlichem Ausdruck und einer entschiedenen Offenheit anderen Kulturen und Musikstilen gegenüber. In diesem Sinn verstand sich diese Richtung als konträr zum klassischen Ballett, was durch einige ihrer US-amerikanischen Leitfiguren wie die Choreografin Martha Graham oder Spitzentänzerinnen wie Isadora Duncan und Ruth St. Denis deutlich wurde.

Die Erneuerung des Tanzes in Deutschland

In Deutschland war Modern Dance eine Folge der US-amerikanischen Erneuerungsbewegung des Tanzes, zumal viele der Dance Companys mit ihren Aufführungen über den Teich kamen und hier auftraten. Die Tourneen der Martha Graham Dance Company oder des Alvin Ailey American Dance Theater sorgten hierzulande für großes Interesse. Deutsche Spitzentänzerinnen und -tänzer begannen daraufhin, sich in den USA ausbilden zu lassen. Sie bereiteten den Boden für viele Tanzschulen, -studios und -akademien, die heute wie selbstverständlich mit Modern Dance arbeiten.

Eine der Tänzerinnen der ersten Stunde in Deutschland war Birgitta Trommler. Nachdem sie bei Maja Lex in Köln Tanzunterricht genommen hatte, lernte sie von solch großen Lehrern und Choreografen des Modern Dance in den USA wie José Limón und Merce Cunningham. Sie arbeitete einige Zeit in dortigen Ensembles und choreografiert, leitet, lehrt und tanzt heute in Deutschland.