Wenn das Volk tanzt, macht es aus dem Leben ein Fest. Es erzählt mit seinen traditionellen Tänzen Geschichten: über einen alten Handwerksberuf, wie beispielsweise im Töpfertanz in Hessen, oder die Brautwerbung, wie im Kragelunder Brauttanz, einem Heimattanz aus Schleswig-Holstein. Die Tänzerinnen und Tänzer tragen bei diesen Volkstänzen Trachten, die oft sehr aufwendig hergestellt werden. So zeigen beispielsweise die Edelweißhosenträger aus dem Allgäu handgestickte Alpenblumen. Die Blusen der Frauen werden bei den deutschen Trachten oft mit Baumwollspitze abgesetzt. Außerdem tragen die Frauen zum Volkstanz Schmuck und je nach Tanz und Gegend Kopfbedeckungen, die wie bei der Lauterbacher Trachtengilde e. V. Radhauben sein können. Die Männer tragen beim Tanz auch Trachtenhüte.
Kultureller Ausdruck mit Geschichte
Die deutschen Volkstänze werden teilweise zwar auf dieselbe Art benannt, sie unterscheiden sich jedoch oft von einer Gegend zur nächsten. Zudem gibt es Tänze, die im Norden, und Tänze, die im Süden, wie dem Alpenvorland, gezeigt werden. Sie sind jedoch immer kultureller Ausdruck mit Geschichte. Deshalb hatte die Kultusministerkonferenz in Deutschland im Dezember 2015 allen Grund, die deutsche Volkstanzbewegung in das ‚Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes’ aufzunehmen. Schließlich hatte diese Entscheidung auch einen Schritt auf internationaler Ebene zur Folge, denn 2016 wurde die deutsche Volkstanzbewegung auch Teil eines Übereinkommens zur Erhaltung des ‚Immateriellen Kulturerbes der UNESCO’.
Achtpaartänze und Ländler
Die Veranstaltungen, zu denen die Vereine ihre Volkstänzerinnen und -tänzer schicken, sind üblicherweise Volksfeste oder traditionelle Anlässe. So geben die Oster- und Maitänze in Deutschland oft Anlass, um die jeweiligen Tanzgruppen in der Öffentlichkeit auftreten zu lassen. Dabei folgt die Art, wie getanzt wird, bestimmten Figuren, die beim Volkstanz immer wieder aufgeboten werden. Dies können Paar-, Reihen-, Zweipaar-, Sechs- oder Achtpaartänze sein. Die Männer und Frauen formieren sich auch oft zu Kreis- oder Kegeltänzen sowie Quadrillen. Im Alpenland werden unter anderen Ländler, Polka, ein Zweifacher oder der Dreher getanzt.
Ein Auge auf die Jugend werfen
Die jeweiligen Vereine und Verbände engagieren sich in einem großen Maß in ihrer Kinder- und Jugendarbeit für die kommenden Generationen. So gründete die Lauterbacher Trachtengilde e. V. 1977 eine Kinder-und Jugendvolkstanzgruppe. Beide beteiligen sich am Vereinsleben durch Auftritte. Auch der Bayerische Trachtenverband e. V. betont in seinem Leitbild, eine aktive Gemeinschaft für alle Generationen und einer der großen Jugendverbände in Bayern zu sein. Er beabsichtigt, Jugendliche an die traditionellen Werte und Bräuche Bayerns heranzuführen. Sie erhalten so die Möglichkeit, ihren Teil in die Gesellschaft zu einzubringen.
Was auf Vereins- und Verbandsebene gilt, wird auch in der Dachorganisation der deutschen Volkstänzerinnen und Volkstänzer, der Deutschen Gesellschaft für Volkstanz e. V., DGV, gelebt. Sie hat seit über dreißig Jahren einen Arbeitskreis ‚Jugendtanz und neue Tänze’ und stellt sich unter anderem zur Aufgabe, den deutschen Volkstanz in der Jugend zu verbreiten sowie sich für die Freundschaft unter der Jugend der Welt einzusetzen.